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Geschichte und Gebäude

Hauptanstalt Offenburg

Nach langjähriger Standortsuche wurde die Justizvollzugsanstalt Offenburg von Dezember 2006 bis April 2009 als erstes Gebäude im interkommunalen Gewerbegebiet GRO/ Königswaldfeld errichtet.

Die Anstalt mit 440 Plätzen für Straf- und Untersuchungshaft (multifunktionaler Teil) und 60 Haftplätzen in der Sozialtherapeutischen Abteilung, weit überwiegend in Einzelhafträumen, ist ein wichtiger Baustein im Haftplatzentwicklungsprogramm „Justizvollzug 2015“, mit dem die Haftplatzsituation des Landes Baden-Württemberg in quantitativer, besonders aber in qualitativer Hinsicht deutlich verbessert werden soll.

Sowohl bei dem Bau der Einrichtung als auch bei deren Betrieb waren private Dritte in einer sogenannten Public-Private-Partnership (PPP) einbezogen. Die Firma Züblin hat als privater Investor Ausführungsplanung, Bau, Baumanagement und Vorfinanzierung sowie Teile des Gebäudebetriebs übernommen. Das Land Baden-Württemberg zahlt den Neubau über 20 Jahre ab.

Beim Betrieb der Anstalt wurde in einem Pilotversuch ab 2009 in größerem Umfang ein privater Dienstleister verpflichtet. Aus verfassungsrechtlichen Gründen ist eine Privatisierung des Justizvollzugs in Deutschland nicht zulässig; eine Privatisierung in gewissem Umfang ist im Justizvollzug nicht nur möglich, sondern hat durchaus Tradition. Beispielsweise werden viele fachliche Dienstleistungen (u.a. Teile der medizinischen Versorgung, Psychotherapie, schulische und berufliche Bildung, Einkauf für Gefangene, Strafentlassenenhilfe und Nachsorge, der ganze Bereich der ehrenamtlichen Tätigkeit, aber auch über viele Jahre der Betrieb der Abschiebungshaft) von privaten Dritten erbracht. In dem Pilotversuch, der 2014 aus justizpolitschen Gründen beendet wurde, wurden - bis zur verfassungsrechtlich zulässigen Grenze solche Dienstleistungen - durch die Firma KÖTTER Justizdienstleistungen GmbH & Co. KG erbracht. Seit Frühsommer 2014 wird die Anstalt wieder weitestgehend mit staatlichen Mitarbeitern betrieben.

In ihrem multifunktionalen Teil ist die Anstalt für rund 100 Untersuchungsgefangene, im Wesentlichen aus den Landgerichtsbezirken Offenburg und Baden-Baden sowie für etwa 340 Strafgefangene, ebenfalls mit regionalem Bezug und mit einer Straflänge von wenigen Tagen bis lebenslang, zuständig.

In der Sozialtherapeutischen Abteilung (STO) mit 60 Plätzen wird, erstmals im baden-württembergischen Justizvollzug, in einer Diagnose- und Prognoseabteilung die Eignung von Gefangenen für die sozialtherapeutischen Angebote auf dem Hohenasperg oder in der STO geprüft. In unserer STO findet auch eine intermittierende Sozialtherapie u.a. für Gefangene mit Störungsbildern mittelschwerer Art im Bereich der Gewalt-, Sexual- und Suchtdelikte statt. Zu diesen Behandlungseinheiten werden die Gefangenen aus ihren Stammanstalten nach Offenburg entsandt und kehren nach Beendigung der Behandlung dorthin zurück.

In der JVA Offenburg sind mindestens 360 Gefangene u.a. in Arbeitsbetrieben, in der Arbeitstherapie sowie in schulischer oder beruflicher Ausbildung beschäftigt. Damit kann auf der Basis der zu erwartenden Nachfrage jedem arbeits- oder ausbildungswilligen Gefangenen eine Beschäftigung angeboten werden; für Strafgefangene besteht auch eine diesbezügliche Pflicht. 


Außenstelle Kenzingen

Zur früheren Geschichte :

Um 1416 wurden in Kenzingen in zentral gelegener Lage vom Johanniterorden ein Kloster eingerichtet .

Der Ursprung des Johanniterordens ging zurück bis in das Jahr 1048 nach Christus. Der Orden hatte die ursprüngliche Aufgabe , fremden Besuchern der heiligen Stätten  im Krankheitsfall zu helfen. Man erwarb sich große Verdienste durch die Pflege des Christenheeres bei den Kreuzzügen.

Es entstand später der geistliche Ritterorden der Johanniter mit dem Ziel  des verstärkten Kampfes gegen Ungläubige und den Schutz des heiligen Grabes.

Später entstand daraus  die Gemeinschaft des Malteser Ordens, man bildete in ganz Europa Zweigniederlassungen . Im Gebiet Süden war zunächst Freiburg der Hauptsitz, später war dieser in  Heitersheim.

In Kenzingen entstand das Kameralhaus , eine große Scheune entlang der Eisenbahnstrasse (vorher die verlängerte Brotstrasse genannt). Eine kleine Kirche, ein Trotthaus und ein Gefangenenhäuschen schlossen sich neben dem Kameralhaus in die Metzgerstrasse an.

Die heutige Justizvollzugsanstalt Kenzingen steht genau auf dem Gelände dieses Anwesens und könnte, was die Grundmauern betrifft, ein Rest des ehemaligen Gefangenenhäuschens sein. Bei früheren Renovierungsarbeiten wurden Fenster entdeckt, die vom ehemaligen Kirchlein oder gar von einem Kreuzgang stammen könnten.

Das eigentliche Kameralhaus – das Verwaltungsgebäude – steht noch heute im alten Baustil neben der heutigen Justizvollzugsanstalt nebenan in der Metzgerstrasse. 

Aus der weiteren Entstehungsgeschichte des heutigen Gefängnisses :

1525 : Mit Beginn des Bauernkrieges wurde das ehemalige Johanniterkloster niedergebrannt.

1689 : Nach Beendigung des 30-jährigen Krieges wurden die dort zerstörten Teile ebenfalls  wieder teilweise aufgebaut.

1806 : Das Land Baden übernahm den gesamten Besitz . Es waren noch Reste des ehemaligen Gefangenenhäuschens vorhanden.  Das Gebäude wurde nun als Gefängnis weiter ausgebaut und gehörte zum Landesgerichtsgefängnis in Freiburg.

1972 : Als die Justizvollzugsanstalt Offenburg selbstständig wurde , kam das Gefängnis in Kenzingen als weitere Außenstelle  zur Justizvollzugsanstalt Offenburg  hinzu. Seit 1972 wird in Kenzingen offener Vollzug betrieben. Die dort Inhaftierten werden Im Rahmen des Freiganges an freie Beschäftigungsstellen im Bereich Freiburg bis Rastatt in Betrieben eingesetzt. Jeweils nach Arbeitsende kehren diese Freigänger wieder in die offene Anstalt Kenzingen zurück.

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